Wenn der Fall eintritt und ein Angehöriger wirklich ins Pflegeheim muss weil zuhause die notwendige Versorgung nicht ermöglicht werden kann folgt der Schritt mit der Auswahl des Pflegeheims. Um diesen Schritt ist wirklich kein Betroffener zu beneiden. Letztendlich möchte man den Pflegebedürftigen – wenn er schon nicht zuhause bleiben kann – gut versorgt und untergebracht wissen.
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Der Faktor Zeit spielt hierbei eine ganz bedeutende Rolle bei der richtigen Heimauswahl. Plant man für die Zukunft, weil sich bspw. ein Krankheitsbild langsam in Richtung Pflegebedürftigkeit entwickelt verfügt man über die nötige Zeit Heime zu vergleichen, Informationen und auch Erfahrungen einzuholen. Nicht selten aber kann sich ein Krankheitsbild unerwartet und sehr rasant entwickeln – z.B. ein Schlaganfall – das alles andere als vorhersehbar / planbar anzusehen ist.
Auswahl eines Pflegeheims – eine neue Situation für alle Beteiligten
Die Angehörigen stehen dann zunächst unter einem gewissen Schock, schließlich muss erst mal die neue Situation verarbeitet und in ihrem Umfang begriffen werden. Diesen Punkt sollte man nicht unterschätzen. Am besten beurteilen können dies ausschließlich Menschen die jemals in einer derartigen Lage gewesen sind.
Klinikaufenthalt und eine anschließende Reha-Maßnahme sind Zeitfaktoren die nicht durchgängig planbar sind was die Dauer und den Heilungserfolg betrifft. Zeichnet sich letztlich ab „nach Hause geht nicht mehr“, folgt der Punkt der Auswahl eines Pflegeheims. Und gerade dieser Schritt ist für sehr viele Angehörige völliges Neuland und somit mit einigen „Fallstricken“ versehen.

Oftmals lässt man sich durch Pflegenoten blenden die dem jeweiligen Heim „verliehen“ worden sind, entsprechende Webseiten mit Bewertungen von Pflegeheimen gibt es eine ganze Menge. Eine Seite mit Heimempfehlungen kann hier empfohlen werden – heimauszeichnungen.de – betrieben vom Pflege-Selbsthilfe-Verband e.V..
Auch Ratschläge und Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis müssen nicht zwangsläufig eine besonders hilfreiche Aussagekraft besitzen – je nach dem wie alt diese Informationen und Erkenntnisse schon sind fehlt eine gewisse Relevanz.
Innerhalb eines Jahres kann sich in Pflegeheimen so einiges verändern, angefangen vom Personal bis hin zur Heimleitung oder gar des Trägers. Nicht immer, so muss man leider sagen, gehen diese Veränderungen in Pflegeheimen in eine positive Richtung.
Wo sollte mein Augenmerk bei der Auswahl eines Pflegeheims liegen?
Diese Punkte sollten Sie bedenken und bei einer Besichtigung eines Pflegeheims durchaus auch direkt ansprechen. Wer nichts zu verbergen hat wird sicher auch die teils unangenehmen Fragen beantworten wobei diese Freizügigkeit noch kein Garant für eine menschenwürdige Betreuung ist!
- In erster Linie sollte das Pflegeheim eine gewisse Selbstbestimmung des Pflegebedürftigen zulassen und diesen nicht über ein gewisses Maß hinaus „bevormunden“. Die Privatsphäre der hilfsbedürftigen Person sollte unbedingt beachtet werden. Mit einer sicherlich notwendigen Hausordnung hat dies absolut nichts zu tun.
- Biete die Pflegeeinrichtung Programme zur Freizeitgestaltung bzw. zur körperlichen Fitness an?
- Wie viele Pflegekräfte versorgen welche Anzahl an Pflegebedürftigen? Auch speziell bei den Nachtdiensten wird hier erheblich an Personal gespart, sodass eine viel zu hohe Zahl Pflegebedürftiger auf eine Nachtwache kommen.
- Gibt es ggf. ehrenamtliche Mitarbeiter die sich gerade im Bereich der sozialen Betreuung mit einbringen? In diesem Zusammenhang der Hinweis auf § 87b SGB XI (Pflegebedürftige mit erheblichen Betreuungsbedarf). Bietet die Einrichtung diese Leistung „freiwillig“ (nicht kostenlos) an?
- Werden in der Einrichtung Bewohner mit einem erhöhten Begwegungsdrang medikamentös „ruhig gestellt“ oder ggf. sogar fixiert (Bettgitter oben, Bauchgurte etc.)? Medikamentöse Ruhigstellung ist ggf. daran zu erkennen, dass teilnahmslos wirkende Bewohner zu sehen sind.
- Wie steht es um die hauswirtschaftliche Betreuung (Sauberkeit der Bewohnerzimmer, der Flure aber auch der Kleidung von Bewohnern usw.)?
- Wie ist die Versorgung mit Mahlzeiten? Kocht die Einrichtung selbst oder erhält sie die Mahlzeiten per Lieferung? Haben die Bewohner eine Auswahlmöglichkeit bei den Mahlzeiten oder gibt es ein „Einheitsessen“?
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Erkundigen Sie sich auch gerne beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen), den örtlich zuständigen Stellen oder auch Pflege- bzw. Krankenkassen ob es Probleme in der Einrichtung Ihrer Wahl gibt bzw. in letzter Zeit gegeben hat. Eine schriftliche Auskunft ist von Fall zu Fall besser als eine mündliche. Am Telefon kann man gar viel erzählen…
Leider muss man auch sagen, dass viele Dinge erst ans Tageslicht kommen wenn der Pflegebedürftige bereits im jeweiligen Heim eingezogen ist. Bei einer Besichtigung vorab besteht für Besucher nicht immer ausreichend die Gelegenheit alle Abläufe zu „begutachten“. Leider verhält es sich auch so, dass einige Pflegeeinrichtungen viel im Vorfeld versprechen und sich später dann nicht daran halten.
Fazit
Die Auswahl eines Pflegeheims entspricht gewissermaßen einer Auswahl der zukünftigen Lebenssituation des Pflegebedürftigen und sollte somit sehr streng genommen werden.
Hinterfragen Sie alles was Sie wissen möchten bzw. was Ihnen persönlich wichtig wäre wenn Sie selbst dort einziehen müssten. Scheuen Sie keine Form von Fragen und überdenken Sie bei Zweifeln die Auswahl des Pflegeheims noch einmal.
Seien Sie auch nach Einzug des Pflegebedürftigen sehr wachsam und gehen bitte nicht pauschal davon aus, dass auch zukünftig alles in Ordnung sein muss was anfänglich geklappt hatte. Bedenken Sie stets, Ihr Angehöriger ist u.U. darauf angewiesen dass Sie reagieren weil er es selbst nicht mehr kann oder ggf. auch Angst hat etwas negatives zu sagen.
Die Auswahl eines Pflegeheims ist nicht wie ein Autokauf, denn hier geht es um Menschen und vor allem deren Würde.