Der TV-Beitrag „Gefesselt im Heim“ von Jens Hahne, auf den ich gestern kurzfristig hingewiesen hatte, zeigte einen skandalösen Zustand was die Fixierung im Pflegeheim betrifft. Bilder sprechen eine deutlicher Sprache als 1000 Worte, den 30-minütigen Beitrag gibt es in der ZDF-Videothek zu betrachten. Für die Sensibilisierung von Angehörigen ein sehr empfehlenswertes Video um auch die Tricks der Pflegeheime besser zu erkennen.
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Speziell die „Tricks der Pflegeheime“ sind beispielsweise an Rollstühlen angebrachte Tische. Diese werden unter Umständen als praktisches Hilfsmittel für den Pflegebedürftigen deklariert. Als Hilfsmittel dienen solche Tischchen aber nur, wenn diese wirklich nur zur Nahrungsaufnahme verwendet werden. Dauerhaft, also ganztägig am Rollstuhl angebrachte Tische stellen wiederum eine Freiheitsberaubung (Fixierung) dar.
Für solche Situationen nicht sensibilisierte Angehörige würden den am Rollstuhl befestigten Tisch nie als Fixierungsersatz sehen.
Fixierung im Pflegeheim anstelle von Sturzprophylaxe
Stürze von Pflegebedürftigen lassen sich nicht immer verhindern, sie gehören zum einen oder anderen Krankheitsbild leider mit dazu. Was sich jedoch weitestgehend verhindern lässt sind die Folgen eines Sturzes – die dadurch entstehenden Verletzungen. Als Pflegekraft eine Fixierung generell als geeignete Sturzprophylaxe anzusehen bedarf einer wahrlich sehr regen Phantasie.
Die Langzeitfolgen einer Fixierung sind nicht nur teilweise als schlimmer zu betrachten als ein Sturz mit entsprechenden Schutzvorrichtungen wie ggf. ein Helm, Schutz für das Becken etc.
Die Liste der Folgen von Fixierungen ist sehr lang und reicht von Muskelabbau über Thrombosen und innerer Unruhe bis hin zur aktiven Förderung der Bettlägrigkeit (Pflegebedürftigkeit). Diese List verdeutlicht, Fixierungen sind eine mehr als ungeeignete Form der Sturzprophylaxe.
Betreuungsgerichte sind völlig überfordert
Jährlich kommt es zu etwa 100.000 Gerichtsverfahren zur Durchsetzung von freiheitsentziehenden Maßnahmen (FEM). Die Richter an den Betreuungsgerichten sind Juristen, was sie ganz klar nicht sind – fachkundige Pflegekräfte. Ein Richter kann nicht einschätzen in wie weit eine beantragte Fixierung tatsächlich erforderlich ist. Nicht zuletzt deswegen kommt es jährlich zu unzählig vielen Fehlurteilen von Betreuungsrichtern die auf das Wort der den Hilfsbedürftigen betreuenden Pflegekräfte vertrauen (müssen). Ein unhaltbarer und menschenunwürdiger Weg den es zu stoppen gilt.
Werdenfelser Weg
Der Werdenfelser Weg ist ein Projekt welches die Fixierung im Pflegeheim besser in den Griff bekommen möchte, in dem die Betreuungsrichter maßgebliche Unterstützung durch entsprechend geschulte Verfahrenspfleger erhalten und sich nicht alleine an den Aussagen einer ggf. völlig überforderten Pflegekraft orientieren müssen.
Fixierung im Pflegeheim ist nicht nur eine freiheitsentziehende Maßnahme, sie führt einerseits zu einer weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustandes der fixierten Menschen und nimmt andererseits die Betroffenen jegliche Lebensqualität. Wenn man davon spricht, dass durch die Fixierung der Wille der Menschen gebrochen wird ist dies nicht auch nur ansatzweise übertrieben.
Es wäre weiterhin sehr wünschenswert, wenn in Gerichtsprozessen wegen Pflegemängeln ebenfalls entsprechende „Fachleute“ gehört würden. Denn nicht nur Betreuungsrichter sind in pflegerischer Hinsicht überfordert, auch die allermeisten Richter und Richterinnen an Amts- und Landgerichten sind offenbar einer fachlich richtigen Einschätzung nachvollziehbar nicht mächtig.
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