Die Seite Menschenwürdige Betreuung wurde ins Leben gerufen da es in Deutschland leider immer noch nicht zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist pflegebedürftigen Menschen eine würdevolle Versorgung zu gewährleisten.
Zu einer menschenwürdigen Betreuung gehören nicht nur ein „Dach über dem Kopf“, die Körperhygiene oder ein warmes Essen. Menschenwürdige Betreuung fängt allerspätestens dort an wo die finanziellen Leistungen der Versicherungen aufhören, sie müssen ein fester Bestandteil in der Altenpflege werden!
Diese Thematik ist vielen von uns nicht bewusst weil der Einblick hinter die Kulissen eines Pflegeheimes / Pflegedienstes fehlt. Meine eigenen Erfahrungen als Angehöriger sind ein weiterer Beweggrund für diesen Webauftritt. Nur wer selbst Angehörige in eine Pflegeeinrichtung geben muss hat einen weitestgehenden Einblick in die Abläufe und kann sich von der tatsächlichen Qualität der Pflege selbst überzeugen.
Die „Benotungssysteme“ von Pflegeeinrichtungen zeigen in ihren Ergebnissen ein sehr verzerrtes Bild und sind nicht selten von der Realität sehr weit entfernt. Nicht zuletzt deswegen weil sie teils von Nichtfachkräften erhoben werden denen für die eine oder andere Mangelsituation des nötige Auge fehlt. Eine Stellungnahme des Pflege-Selbsthilfeverandes im rheinischen St. Katharinen macht deutlich wo genau die Fehler bei der Datenerfassung zur Pflegebenotung versteckt sind.
Tagtäglich werden alte und hilfsbedürftige Menschen sowohl in Pflegeheimen wie auch zuhause von ambulanten Pflegediensten nicht so behandelt wie es die Pflegekräfte selbst an sich erfahren wollen würden.
Menschenwürdige Betreuung ist kein „Job“
Wer sich in die Berufssparte Altenpfleger begibt sollte sich vorher darüber bewusst werden, ob er die Arbeit nur verrichtet um Geld zu verdienen oder ob er tatsächlich Willens ist hilfsbedürftige Menschen einerseits fachgerecht und andererseits auch menschlich und fair zu behandeln. Diese Überlegung hat bei manchen Pflegekräften leider nicht am Anfang der Berufswahl gestanden.
Menschenwürdige Betreuung ist kein abrechnungsfähiger Posten auf der Monatsrechnung. Sie ist eine Geste die generell jeder Mitarbeiter einer Pflegeeinrichtung – von der Heimleitung bis zur Reinigungskraft – verinnerlicht haben sollte wie den eigenen Namen, seine Handlungen haben mit Achtung vor dem Menschen selbst, seinem Alter und seinen körperlichen Gebrechen zu erfolgen.
Selbst bei einer nur begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit für jeden einzelnen Pflegebedürftigen ist eine würdevolle Pflege umsetzbar und als berufliche Pflicht anzusehen. Wer dies nicht akzeptieren kann oder will hat in der Pflege nichts zu suchen und sollte sich um einen anderen Arbeitsplatz bemühen.
Pflege heute darf nicht die Pflege von morgen sein
Unter allen deutschen Pflegeeinrichtungen bzw. Pflegediensten gibt es selbstverständlich auch „ordentlich“ organisierte und human agierende Fachkräfte, ein anderer Eindruck soll hier nicht vermittelt werden. Trotzdem gibt es eine meines Erachtens hohe Dunkelziffer von Häusern in denen es dringend einer Nachbesserung bedarf.
Nur weil es relativ selten zu Klagen vor Gerichten kommt bedeutet dies im Umkehrschluss nicht, dass „alles in Ordnung“ sei und es nur minimalste Ausnahmen gibt. Pflegeeinrichtungen wissen sich vor Klagen zu schützen und arbeiten mit teils sehr gewitzten Anwälten zusammen die am Ende nahezu jeden Pflegemissstand „bereinigen“.
Pflegemissstände die am Ende in der Presse landen hätten soweit erst gar nicht kommen müssen. Kein Missstand entsteht von heute auf morgen und schickt viele Anzeichen voraus denen wir mit einem sehr wachsamen Auge begegnen müssen. Jeder einzelne Pflegemissstand ist bereits einer zuviel!
Wenn wir jetzt nichts verändern und eine menschenwürdige Betreuung landesweit etablieren sind wir morgen selbst betroffen und einem Pflegesystem ausgeliefert das in erster Linie nicht zwangsläufig den hilfsbedürftigen Menschen dient sondern vordergründig wirtschaftliche Interessen verfolgt und erst recht praktiziert.
Lassen wir es im Sinne aller Generationen nicht soweit kommen und „ziehen zusammen an einem Strick“ um so schnell wie möglich für eine menschenwürdige Betreuung zu sorgen.