Zugegeben, diese Überschrift wirkt auf den einen oder anderen Leser vielleicht vorwurfsvoll. Denjenigen, die nicht in die Pflegesituation eingebunden sind oder waren – aktiv oder als Angehöriger spielt dabei keine entscheidende Rolle – kann man für diese Meinung nicht mal einen Vorwurf machen. Sie wissen es nicht besser bzw. bekommen von öffentlicher Seite oftmals „eine heile Welt suggeriert“.
[sam id=“1″ codes=“true“]
Doch der Alltag, die Realität in den Pflegeheimen also sieht anders aus und ist alles andere als eine sog. „heile Welt“. Die Frage „Warum versagen die Heimkontrollen“ ist durchaus berechtigt. Medizinischer Dienst und Wohnpflegeaufsichten dürfen sich angesichts der verteilten guten Pflegenoten nicht wirklich wundern, wenn deren Qualitätskontrollen in ihrer Effektivität und Glaubwürdigkeit bezweifelt werden.
Heime welche in die Schusslinie geraten sind bestreiten die ihnen vorgeworfenen Pflegemängel vehement, die Heimaufsicht schweigt auf Nachfragen oder – wie im Fall der NDR-Recherche – argumentiert damit, dass Pflegemängel nicht vorgefunden werden konnten bzw. nicht mehr feststellbar waren. Der Verweis auf die Pflegedokumentation bleibt dabei meist nicht aus. Speziell die Thematik mit der Pflegedokumentation ist und bleibt mit ein wunder Punkt in unserem ganzen Pflegesystem. Schönreden ist keine Lösung.
Die Heimaufsichten sind Kontrollinstanzen. Von solchen Instanzen sollte man erwarten können, dass sie nicht „Anwalt der Pflegeheime“ sind sondern auf Seiten der Pflegebedürftigen stehen und nach bestem Wissen und Gewissen dafür sorgen, dass es ihnen auf ihre alten Tage hin gut ergeht.
Ein Geheimnis um existierende Pflegeskandale zu machen nützt nur einem in dieser Sache – den betroffenen Pflegeheimen. Diese haben immerhin etwas zu verlieren, etwas da mir scheint über der Meschenwürde zu stehen – der monatliche Umsatz.
Keiner behauptet, dass Pflegepersonal durchwegs „schlecht“ ist, keiner spricht davon, dass alle deutschen Pflegeeinrichtungen von schlechter Qualität sind und ja, es gibt auch viele Heimbewohner die zufrieden mit den ihnen gebotenen Leistungen sind. Die Zahl der zufriedenen Bewohner ist vermutlich auch erheblich höher als jene der zurecht unzufriedenen. Diese Erkenntnisse können aber kein Grund dafür sein, dass über die Negativfälle in der Altenpflege gesprochen wird.
Jeder einzelne Fall von menschenunwürdiger Behandlung – wie diese auch immer aussehen mag – ist bereits einer zu viel.
Und darüber muss es ganz klar erlaubt sein zu sprechen, zu berichten und zu kritisieren auch wenn dies in den Kreisen der Pflegekräfte oftmals nicht gerne gesehen wird – warum auch immer. Schließlich sind Pflegekräfte die sich um die Menschenwürde wenig scheren auch ein schlechtes Aushängeschild für alle Pflegekräfte in Deutschland.